Botanik der Orchideen

Vermehrung

Orchideen können auf unterschiedliche Weise vermehrt werden. Es gibt die Vermehrung durch Samen als auch die vegetative Vermehrung. Unter künstlichen Bedingungen ist auch die Vermehrung durch Meristeme möglich.

Samen

Fast alle Orchideen besitzen winzige Samen. Jede Pflanze produziert Hundertausende bis Millionen von Samen in einer Frucht, der Samenkapsel. Durch ihre geringe Größe sind die Samen von Orchideen nur noch auf eine Hülle und den in ihr liegenden Embryo reduziert. Im Gegensatz zu anderen Samen fehlt ihnen das Nährgewebe oder Endosperm das für eine erfolgreiche Keimung nötig ist. Nur bei wenigen Gattungen ist dieses noch vorhanden (z.B. Bletilla). Orchideen sind deshalb auf eine Symbiose mit Mykorrhiza angewiesen, welche Kohlenhydrate an den Embryo weiterreichen.

Bestäubung

Die Bestäubung der Orchideen erfolgt in der Natur hauptsächlich durch Insekten (z. Bsp. Ameisen, Käfer, Fliegen, Bienen, Schmetterlinge) aber auch durch Vögel (z.Bsp. Kolibris), Fledermäuse oder Frösche. Dabei haben sich teilweise Art-Art-Bindungen (z. Bsp. Drakea glyptodon und Zapilothynus trilobatus oder die einheimische Orchis papilionacea und Eucera tuberculata) oder Gattungs-Gattungs-Bindungen (z.Bsp. wird die Orchideengattung Chloraea von Bienen der Gattung Colletes bestäubt) herausgebildet. Diese Spezialisierung ist in der Regel nur einseitig, da keine Insektenart auf die Bestäubung einer einzigen Orchideenart beschränkt ist. Innerhalb der Familie gibt es aber auch einige Gattungen, bei denen sich einige oder alle Arten auf asexuellem Weg durch Selbstbestäubung fortpflanzen. Dazu zählen unter anderem die Gattungen Apostasia, Wullschlaegelia, Epipogium und Aphyllorchis. Von der Art Microtis parviflora ist bekannt, dass sie sich ebenfalls selbstbestäuben kann, wenn die Bestäubung durch Ameisen ausbleibt. Die Bestäuber sind bei einer Vielzahl von Orchideengattungen jedoch unbekannt bzw. nur wenig erforscht.
Orchideen sind in der Regel nicht selbststeril.
In der Natur entstehen teilweise durch die Bestäuber Hybriden zwischen zwei verwandten Arten (seltener über Gattungsgrenzen hinweg), diese werden Naturhybriden genannt.

Bestäubungsmechanismen

Im Vergleich zu anderen Blütenpflanzen fällt auf, dass beispielsweise nicht-tropische Orchideen häufig keine Belohnung in Form von Nahrung anbieten, sondern ihr Ziel durch Mimikry oder Täuschung erreichen. Werden Belohnungen angeboten, besteht diese oft nicht aus Nahrung sondern aus Duftstoffen oder Wachs.
Durch die evolutionäre Entwicklung verschiedener Blütenformen ergab sich eine zunehmende Spezialisierung auf bestimmte Bestäubergruppen und somit auch auf die Art und Weise, wie die Blüten bestäubt werden. Im folgenden werden einige Bestäubungssysteme und -mechanismen erläutert.

  • "Röhrenblüten": Der Aufbau der Blüte ist so gestaltet, dass der Bestäuber eine "Röhre" unterhalb der Säule betreten muss, und so der Pollen meist auf den Rücken der Insekten geheftet wird. Manchmal auch an den Kopf oder an die Unterseite. (Bsp. Cattleya)
  • "Schlüssellochblüten": Die Blüte ist so gebaut, dass der Bestäuber in oder auf der Blüte eine ganz bestimmte Stellung einnehmen muss, bei der der Pollen meist am Kopf oder manchmal sogar direkt am Schnabel oder Rüssel des Bestäubers angeheftet wird. (Bsp. Epidendrum)
  • "Fallenblüten": In dieser Kategorie unterscheidet man in Klapp- bzw. Kippfallen (Bsp. Porroglossum, Bulbophyllum) und Kesselfallen (Gattungen der Unterfamilie Cypripedioideae). Allen diesen Fallen ist gemein, dass sie die Bestäuber "zwingen", durch einen bestimmten Ausgang zu kriechen, bei dem sie meist zuerst die Narbe streifen und danach die Pollinien, die ihnen angeheftet werden. Somit wird eine Selbstbestäubung beim ersten Durchgang verhindert.
  • "Pseudokopulation": Dies ist ein besonderer Mimikry-Typ, bei dem Orchideenblüten weibliche Insekten nachahmen. Dadurch locken sie paarungswillige Männchen an, die die Blüten dann bestäubt. Bekannt ist dieses Phänonem vor allem von der heimischen Gattung Ophrys.

Die Pollen sind bei Orchideen zu Pollinien mit angehefteten Viscidien zusammengeballt (eine Ausnahme bilden dabei beispielsweise die Cypripedioideae). Dies ermöglicht es, die Pollenpakete sehr exakt zu positionieren, so dass es möglich ist, das an einem Bestäuber die Pollinien verschiedener Arten befestigt werden können, ohne das es zu falschen Bestäubungen kommt. An verschiedenen Bienenarten (Euglossinae) konnten bis zu 13 Anheftungsstellen festgestellt werden. Im Gegensatz zu anderen Blütenpflanzen dient der Orchideenpollen nicht als Nahrung.

Vegetative Vermehrung

Verschiedene Arten haben die Möglichkeit sich durch die Bildung von Stolonen (Bsp. Mexipedium xerophyticum), Knollen (Bsp. Pleionen) oder Kindeln (Adventiv-Pflanzen; Bsp. Phalaenopsis lueddemanniana) auf vegetativem Weg forzupflanzen. Die entstehenden Pflanzen sind genetisch identisch.

Meristeme

Die Vermehrung über Meristeme erfolgt vor allem im Erwerbsgartenbau zur Erzeugung großer Mengen von Orchideen für den Schnitt als auch zum Verkauf als Topfpflanze, welche man sehr häufig in Pflanzencentern oder Baumärkten erwerben kann. Große Produzenten findet man vor allem in den Niederlande oder in Thailand.